Frage:
Einige Väter hindern ihre Töchter daran, denjenigen zu heiraten, der zu ihnen passt. Wie lautet das Urteil hierüber? Und welche Stellung besitzt die Tochter?

Antwort:
Dies ist ein sehr ernstes Problem und eines der Hauptprobleme. Einige Männer – wir suchen Zuflucht bei Allah – verraten Allah sowie das ihnen Anvertraute und bereiten ihren Töchtern Probleme. Es ist Pflicht (Waajib) für den Vormund (Wali), das zu tun, was Allah und Seinem Gesandten (sallallahu alayhi wa sallam) gefällt. Allah sagt:

{وأنكحوا الأيامى منكم}

„Und verheiratet die noch ledigen unter euch (d.h. einen Mann, der noch keine Frau hat und eine Frau, die noch keinen Mann hat)“ – d.h. verheiratet eure Töchter.

{والصالحين من عبادكم وإمائكم}

„und (verheiratet ebenso) die Saalihuun (Rechtschaffene, Gesunde und Fähige) von euren Sklaven und euren Sklavinnen.“ (Surah An-Nuur 24:32)

Der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam) sagte:

{إذا أتاكم من ترضون خلقه ودينه فزوجوه إلا تفعلوه تكن فتنة في الأرض وفساد كبير.}

„Wenn jemand zu euch kommt (, der um die Hand eurer Tochter anhält), dessen Charakter (Khuluq) und religiöse Praktizierung (Diin) zufriedenstellend sind, dann verheiratet (eure weiblichen Angehörigen unter eurer Vormundschaft) mit ihm, denn wenn ihr es nicht tut, wird Versuchung (Fitnah) und großes Verderben (Fasaad) auf der Erde entstehen.“

Einige Menschen – wir suchen Zuflucht bei Allah – behandeln ihre Töchter wie Ware, die sie an jeden verkaufen können, den sie wollen, und sie halten sie davon ab, den zu heiraten, den sie selbst (die Vormünder) nicht wollen. So verheiraten sie ihre Tochter mit einem Mann, dessen Charakter und religiöse Praktizierung nicht zufriedenstellend sind, weil sie nach ihren eigenen Launen gehen und sie davon abhalten, denjenigen zu heiraten, dessen Charakter und religiöse Praktizierung zufriedenstellend sind, weil es ihnen einfach nicht passt.

Wenn wir nur das Niveau erreichen könnten, dass eine Frau, deren Vater sie davon abhält, jemanden zu heiraten, dessen Charakter und religiöse Praktizierung zufriedenstellend sind, zum Qadin (Richter im islamischen Land) ginge, damit er zu ihrem Vater spricht: „Verheirate sie mit ihm, oder ich oder ein anderer Vormund als du wird es tun.“, da ein Mädchen dieses Recht hat, wenn ihr Vater sie davon abhält, jemanden zu heiraten (und sie sich beim Qadin darüber beschwert). Dies ist ein, fest in der Scharia verankertes Recht. Könnten wir nur dieses Niveau erreichen, aber die meisten Mädchen hindert ihre Schüchternheit daran, dies zu tun.

Unser eindringlicher Rat an den Vater ist, Allah zu fürchten und sie nicht von der Heirat abzuhalten, weil sie dies dazu veranlassen könnte, etwas Falsches zu tun, was zu Unheil führen könnte. Er soll sich einmal selber fragen, was geschehen wäre, wenn man ihn daran gehindert hätte, zu heiraten?
Seine Tochter, die er von der Heirat abhielt, wird am Tag der Wiederauferstehung seine Gegnerin werden:

{يوم يفر المرء من أخيه وأمه وأبيه وصاحبته وبنيه لكل امرئ منهم يومئذٍ شان يُغنيه}

„Am Tag, da der Mensch flieht vor seinem Bruder, und seiner Mutter und seinem Vater und seiner Gefährtin und seinen Söhnen – jedermann von ihnen wird an jenem Tag eine Angelegenheit haben, die ihn beschäftigt.“ (Surah ´Abasa 80:34-37)

Die Vormünder (Walis) – Väter und Brüder eingeschlossen – müssen Allah fürchten und dürfen den Frauen nicht ihr Recht versagen, denjenigen zu heiraten, dessen religiöse Praktizierung und Charakter zufriedenstellend sind.
Ja, wenn eine Frau jemanden wählt, dessen religiöse Praktizierung und Charakter nicht zufriedenstellend sind, dann kann er (der Vormund) sie daran hindern, ihn zu heiraten. Aber wenn sie einen rechtschaffenen Mann wählt, dessen religiöse Praktizierung (Diin) und Charakter (Akhlaaq) zufriedenstellend sind, und er hält sie aufgrund seiner eigenen Launen und Wünsche davon ab, ihn zu heiraten, dann dies ist haram – bei Allah – und es ist eine Sünde und ein Verrat. Wenn irgendein Unheil daraus resultiert, so wird die Sünde auf ihm (dem Waly) lasten.


Schaykh Muhammad Ibn Salih al-Uthaymin, rahimahullah

Al-Liqa asch-Schahri